Landkarten scannen und georeferenzieren -
für die Verwendung in GPS-Navigationsprogrammen
Ein Leitfaden von Michael Merk
Stand: September 2017
Gedruckte Landkarten können unter bestimmten Voraussetzungen durch Scannen und Georeferenzieren so aufbereitet werden, dass man sie zum Beispiel für eine Tourenplanung am Rechner verwenden kann. Sie importieren die georeferenzierten Karten in Ihr Navigationsprogramm und definieren Ihre eigenen, individuellen GPS-Routen/Tracks.
Vorteile sind zum Beispiel:
- Gedruckte, gescannte und georeferenzierte Landkarten können eine preisgünstige Alternative sein,
- für das zu bereisende Gebiet gibt es keine digitalen Kartenvorlagen,
- es gibt digitale Kartenvorlagen, aber der Detaillierungsgrad ist nicht so hoch wie der Ihrer Papierkarte,
- das vertraute Kartenbild Ihrer Karte sagt Ihnen mehr zu.
Oft sind gedruckte Kartenwerke detaillierter und daher besser zu lesen.
Der folgende Beitrag gliedert sich in 2 Teile:
Teil I: gibt Ihnen allgemeine Informationen zu dem Thema Scannen von Landkarten.
Teil II: beschäftigt sich mit dem Georeferenzieren der gescannten Landkarten.
Teil I Scannen von Landkarten
1. Was läuft beim Scannen von Landkarten im Detail ab?
Scannen (Digitalisieren) bedeutet: Analoge Druckvorlagen (z. B. eine Landkarte) werden durch ein Datenerfassungsgerät (Scanner) mit Hilfe von lichtempfindlichen Sensoren (Kameras, LEDs) regelmäßig und systematisch optisch abgetastet. Die Messergebnisse werden in computerlesbare Daten umgewandelt.
2. Welche Geräte eignen sich zum Scannen von Landkarten?
2.1 Scannen von ganz kleinen Karten
Falls lediglich kleine Landkarten bis zum Format DIN A4-A3 einzuscannen sind, lassen sich kleinere Flachbettscanner einsetzen (siehe Abbildung 2-1), wie sie in vielen Büros und Privathaushalten verfügbar sind.
Abbildung 2-1: DIN A3 Flachbettscanner
Funktionsprinzip: Die Vorlage wird auf die Glasplatte aufgelegt und ein beweglicher Schlitten mit lichtempfindlichen Sensoren tastet von unten die Vorlage ab.
Gute Ergebnisse erzielt man, wenn die Landkarten, Atlanten, etc. möglichst flach auf der Glasplatte aufliegen und ein Qualitäts-Flachbettscanner verwendet wird.
2.2 Scannen von Karten in gängigen Formaten (Großformat)
Im Folgenden werden alle Vorlagen, die größer als DIN A3 sind, als Großformat definiert.
Beim professionellen Digitalisieren von Landkarten kommen hochwertige Großformatscanner zum Einsatz (siehe Abbildung 2-2).
Abbildung 2-2: DIN A0plus Großformat-Einzugsscanner
Eine wichtige Bauart des Großformatscanners ist der Einzugsscanner.
Der Einzugsscanner zieht die Vorlage über eine schmale Glasplatte, unter der die Abtasteinheit fest installiert ist. Die Abtasteinheit besteht aus hochwertigen und empfindlichen optischen Sensorsystemen, entweder Kameras oder LEDs.
Ein komplexes Transportsystem garantiert, dass die Karten möglichst flach und kontinuierlich über die schmale Glasscheibe gezogen werden.
3. Welche Grundbegriffe werden beim Scannen und bei der Bildverarbeitung immer wieder verwendet?
Das Farbmodell bei Geräten wie Monitoren, Kameras oder Scanner, die mit Licht bzw. mit leuchtenden Anzeigen arbeiten, basiert auf dem additiven Farbmodell, auch RBG-Farbraum genannt. Additiv deshalb, da rotes, grünes und blaues Licht zusammen weiß ergeben (siehe Abbildung 3-1). RGB steht für die Grundfarben Rot, Grün, Blau.
Im Druckbereich hingegen werden die Druckfarben (Körperfarben) Cyan, Magenta, Gelb und zusätzlich Schwarz verwendet, abgekürzt C, M, Y, K (K = Key). Dieses Modell ist das subtraktive Farbmodell, man nennt es auch CMYK-Farbraum. Subtraktiv bedeutet: Mischt man die 3 Druck-Grundfarben CMY, so geht die Lichtreflexion gegen 0 und es erscheint ein schwarzähnlicher Ton (siehe Abbildung 3-2).
Da man aber in der Drucktechnik ein reines Schwarz benötigt, nimmt man eine vierte Farbe, nämlich Schwarz (K) hinzu.
Abbildung 3-1: Additives Farbmodell | Abbildung 3-2: Subtraktives Farbmodell |
Ein Scan (digitales Bild) besteht aus vielen einzelnen Bildpunkten, die jeweils eine Farbe haben können.
Pixel = Bildpunkt mit Farbwert
Bei einem Schwarz-Weiß-Bild hat ein Pixel entweder den Farbwert weiß (=0) oder den Farbwert schwarz (=1). Diese 2 Zustände können mit einem einzelnen Bit (= kleinste Informationseinheit) gespeichert werden. Man sagt auch: Das SW-Bild hat die Farbtiefe = 1.
Formel: Anzahl Farbtöne = 2 Farbtiefe
Beispiel: Die Farbtiefe von 8 bedeutet, ein Bildpunkt besitzt 28 = 256 Farb-Kombinationsmöglichkeiten. Der Bildpunkt benötigt einen Speicherplatz von 8 Bit bzw. 1 Byte.
3.3 Indizierter Farbmodus/Farbtabelle
Bilder/Scans, die im indizierten Farbmodus erzeugt werden, haben eine Farbtiefe von 8 Bit,
können also aus bis zu 256 Farben bestehen.
Beim Scannen geschieht folgendes: In einem Vorab-Scan werden alle Farbinformationen der Vorlage gemessen (RGB, 8-Bit). Aus diesen werden insgesamt bis zu 256 Farben ausgewählt. Sofern mehr als 256 Farbtöne gemessen wurden, werden Farben, die sich ähneln, zusammengefasst. Die Reduzierung wird in einer Farbtabelle gespeichert und mit dieser wird dann der Hauptscan durchgeführt.
Man kann auch eigene Farbtabellen definieren. Das macht man z. B., wenn mehrere Karten, die ein gleiches farbliches Erscheinungsbild haben, auch nach dem Scannen gleich ausschauen sollen.
Karten scannen im indizierten Modus ist eine gängige Methode. Obwohl die Farbtabelle eingeschränkt ist, hat man immer noch eine gute optische Qualität bei einer akzeptablen Dateigröße, die eine Weiterverarbeitung (z. B. die Georeferenzierung) problemlos zulässt.
Die Tabelle in Abbildung 3-3 gibt Aufschluss über die gängigsten Farbtiefen.
Die Tabelle in Abbildung 3-4 zeigt den Zusammenhang zwischen Auflösung, Farbtiefe und Dateigröße.
Abbildung 3-3: Tabelle mit gängigen Farbtiefen
Eine gescannte Karte im RGB-Farbmodus bedeutet: Ein Bildpunkt in diesem Modus benötigt 3 Farbkanäle, um eine Farbe darzustellen. Jeder einzelne Farbkanal definiert einen Prozentanteil der Grundfarbe in bestimmten Abstufungen.
Beispiel: Ein Bild im RGB-Modus mit 8 Bit Farbtiefe hat insgesamt 16,7 Mio. Farben (3 Farbkanäle * 8 Bit = 24 Bit). Jeder Farbkanal hat dabei 256 Farbabstufungen (siehe Abbildung 3-3).
In diesem Farbmodus werden pro Bildpunkt 4 Farbkanäle benötigt. Das heißt, ein Bild mit einer Farbtiefe von 8 Bit, braucht für jeden Bildpunkt eine Speicherkapazität von insgesamt 32 Bit (4 Farbkanäle * 8 Bit = 32 Bit). Mit 32 Bit wären dann theoretisch über 4 Milliarden Farbkombinationen möglich.
Tatsächlich aber kommen im CMYK-Modus wesentlich weniger Farbtöne vor. Zum einen fallen durch die Hinzunahme von Schwarz viele doppelte Farbkombinationen weg und zum anderen ist der RGB-Farbraum größer als der CMYK-Farbraum. Das heißt, viele Farben kommen im CMYK-Farbraum gar nicht vor (siehe Abbildung 3-3).
Die Auflösung ist ein Kriterium für die Qualität, z. B. eines Scanners. Je höher die optische Auflösung, desto mehr Sensoren tasten die Vorlage ab, desto mehr Details sind dann auch auf der gescannten Karte zu erkennen. Die Einheit der Auflösung wird beim Scannen in dpi = dots per inch (Bildpunkte pro Zoll) angegeben:
1 Zoll = 2,54 cm
Ein Scan mit einer Auflösung von 300 dpi bedeutet: 300 Bildpunkte pro Zoll oder 118 (= 300/2,54) Bildpunkte pro cm.
Die Tabelle in Abbildung 3-4 soll verdeutlichen, wie sich die Dateigrößen in Abhängigkeit von Auflösung, Farbtiefe/Farbmodus zueinander verhalten, wenn eine Landkarte der Größe DIN A0 eingescannt wird:
Auflösung (DPI) |
Farbtiefe/Farbmodus |
Anzahl Farben |
Dateigröße (MB) |
300 |
1-Bit / SW 2 Farben |
2 |
ca. 17 |
300 |
8-Bit / Graustufen, indizierte Farben |
256 |
ca. 133 |
300 |
8-Bit / RGB (= 24-Bit) |
16,7 Millionen |
ca. 399 |
300 |
16-Bit / RGB (= 48-Bit) |
4,6 Milliarden |
ca. 798 |
400 |
8-Bit / Graustufen, indizierte Farben |
256 |
ca. 236 |
400 |
8-Bit / RGB (=24-Bit) |
16,7 Millionen |
ca. 709 |
Abbildung 3-4: Beziehung zwischen Auflösung, Farbtiefe und Dateigröße
Kurzanleitung zur Berechnung der Dateigröße:
Vorgabe: Eine Landkarte DIN A0 (81,4 cm * 118,9 cm) soll im 24-Bit-RGB-Farbmodus und
mit einer Auflösung von 300 dpi gescannt werden.
- Scangröße in Inch (Zoll) umrechnen:
Bei DIN A0 entspricht das also: 33,11 inch * 46,81 inch - Bestimmung der Bildpunkte in Abhängigkeit von der Auflösung:
Bei 300 dpi erhält man eine Bildmatrix von 33,11*46,81*300² = 139.489.119 Bildpunkte. - Berechnung des Speicherplatzes in Bit in Abhängigkeit von der Farbtiefe/Farbmodus:
Im 24-Bit-RGB-Farbmodus hat jeder Bildpunkt 3 Farbkanäle zu je 8-Bit,
d. h. 139.489.119 Bildpunkte * 3 = 418.467.357 Bit. - Umrechnung der Bits in gängige Speichereinheitsgrößen (siehe auch Abbildung 3-5):
418.467.357 Bit / 1024² = 399,08 MB Speicherbedarf.
Speichereinheit |
Größe |
|
1 Byte (B) |
8 Bit |
|
1 Kilobit |
1024 Bit |
|
1 KiloByte (KB) |
1024 B |
|
1 MegaByte (MB) |
1024 KB |
|
1 GigaByte (GB) |
1024 MB |
Abbildung 3-5: Speichereinheitsgrößen
4. merkartor – Ihr Dienstleister für Großformatscans
Sie möchten Landkarten, Pläne, Luftbilder, Zeichnungen, Poster oder ähnliches scannen lassen?
Wir bieten Ihnen einen guten und preiswerten Service.
merkartor • Kartographie- und Scanstudio
Telefon: +49 7222 1681482
E-Mail: info@merkartor.de
Eine aktuelle Preisliste unseres Scanservices finden Sie unter Scanservice-Preisliste.
Teil II Georeferenzieren von Landkarten
1. Einleitung
Definition:
Durch den Vorgang der Georeferenzierung wird eine Positions- oder Ortsinformation auf der Erde („Geo-”) mit einem Objekt der Erdabbildung (Karte, Rasterdatei, Information) in Verbindung gebracht. Dies erfolgt meist mit Hilfe von Koordinaten in einem Bezugs- oder Koordinatensystem. Dabei besteht das Problem, ein 3D-Objekt (Kugel oder Ellipsoid) auf ein 2D-Objekt (Kartenblatt) zu projizieren. Dies kann prinzipbedingt nicht verlustfrei erfolgen. (Quelle: http://www.en.giswiki.org/wiki/Georeferenzierung)
Um eine gescannte Landkarte in einem Navigationsprogramm verwenden zu können, müssen der Rasterdatei Geoinformationen lagetreu und maßstabsrichtig zugeordnet werden. Das heißt, den Pixeln einer Rasterkarte werden Ortsinformationen der Erde (Lagekoordinaten) zugewiesen (siehe Abbildung 5-1). Dies geschieht durch geeignete mathematische Transformationsverfahren.
Den Pixelkoordinaten des Punktes 1 (links) werden die realen
Lagekoordinaten (Landeskoordinaten) zugeordnet (rechts).
Wie man sich vorstellen kann, ist so eine Transformation nicht ohne weiteres zu bewerkstelligen.
2. Was braucht man, bzw. was muss man wissen, um Karten georeferenzieren zu können?
2.1 Informationen über die zu georeferenzierende Karte
Allgemein gilt: Je mehr Informationen man über die Karte hat, umso mehr Faktoren können bei der Georeferenzierung berücksichtigt werden.
- Besitzt die Karte ein aufgedrucktes geografisches/geodätisches Koordinatennetz? Sind die dazugehörigen Parameter bekannt, die das Netz definieren?
- Sind evtl. sogar die Blatteckkoordinaten bekannt?
- Stehen auf der Karte Hinweise zu der verwendeten Projektion? Sind die dazugehörigen Projektionsparameter bekannt?
- Hat die Karte Angaben zu Maßstab, Herstellungsjahr, Herausgeber, …?
- Wie ist der optische (physikalische) Zustand der Karte? Ist sie neu, alt, gefaltet, laminiert, verschlissen, geknittert, eingerissen, …
- Kann man erkennen, wie genau die Karte ist? Ein Vergleich mit anderen Karten kann darüber Aufschluss geben.
Wichtig zu wissen ist auch: Je kleiner der Maßstab wird, umso stärker wirken sich Generalisierung und Verdrängung auf die Zeichenelemente der Karte aus und umso schwieriger ist es, diese auch lagerichtig darzustellen (siehe Abbildungen 6-1 und 6-2).
Abbildung 6-1: kleiner Maßstab 1 : 200.000 | Abbildung 6-2: großer Maßstab 1 : 25.000 |
Der Punkt in Karte Abbildung 6-1 (generalisiert) liegt auf der Straßenabzweigung. Derselbe Punkt in Karte Abbildung 6-2 liegt südöstlich der Abzweigung. Die Lagekoordinaten des Punktes 1 sind in beiden Karten identisch.
2.2 Bedeutung von Passpunkten allgemein
Für eine Georeferenzierung benötigt man Passpunkte, die zum einen im Rasterbild eindeutig zu identifizieren sind, zum anderen braucht man ihre entsprechenden Lagekoordinaten in der realen Welt.
Die Passpunkte stellen in Verbindung mit einer entsprechenden mathematischen Transformationsmethode (siehe Kapitel 3) eine geometrische „Karte-Wirklichkeit-Beziehung” her.
Oft haben Karten ein aufgedrucktes Kartennetz (viele topografische Karten) und/oder die Koordinaten der Blattecken sind bekannt (siehe Abbildung 6-3). Solche Blattecken oder auch die Schnittpunkte der Netzlinien können in der Regel sehr gut als Passpunkte verwendet werden.
Abbildung 6-3: Topografische Karte mit geografischen Blatteckwerten und ein
rechtwinklig aufgedrucktes Netz mit Gauß-Krüger-Koordinaten.
Ist kein Kartennetz vorhanden, muss man sich lageoptimierte und gut zu lokalisierende Punkte suchen und sich die dazugehörigen Weltkoordinaten beschaffen. Solche Punkte können sein: Straßenkreuzungen, Brücken, Eisenbahnlinien, große Gebäudekomplexe, markante topografische Formen, usw.
Wie kommt man nun zu realen Lagekoordinaten?
- Am einfachsten ist es, man hat schon eine georeferenzierte Karte als Referenz, auf der die Passpunkte zu lokalisieren und die Lagekoordinaten abzugreifen sind.
- In Google Earth kann man sich die Lagekoordinaten anzeigen lassen.
- Ebenso in Navigationsprogrammen. Oft bieten solche Programme auch die Möglichkeit, unterschiedliche Gitter und Kartenbezugssysteme einzustellen.
- Es sind GPS-Daten der Passpunkte verfügbar.
Von großer Bedeutung sind auch die Anzahl der Passpunkte und deren Verteilung auf der Karte.
Die Anzahl der erforderlichen Passpunkte hängt neben dem zu verwendeten Transformationsverfahren (siehe Kapitel 3) auch davon ab, wie „genau” oder wie „verzerrt” die Kartenvorlage ist.
Je stärker die Karte verzerrt ist, je weniger man über den Herstellungsprozess der Karte weiß, umso mehr Passpunkte können für eine Georeferenzierung nötig werden.
Ursachen für Ungenauigkeiten können unter anderem sein:
- Papierverzug
- Verzug durch Plotten, Kopieren
- Falten und Knitter
- Zeichenungenauigkeiten
- die Karte hat keinen Lagebezug
- die Kartenprojektion ist nicht bekannt.
Erfahrungswerte:
Für die Transformation von großmaßstäbigen Karten (Maßstäbe von 1:10000 bis 1:50000, mit Informationen über Projektionen und Gitternetze) können 4-9 Passpunkte ausreichend sein.
Bei Karten in kleineren Maßstäben (ab 1:50000), mit evtl. weniger Informationen, werden in der Regel mehr Passpunkte benötigt. Diese Karten müssen individuell betrachtet werden.
2.2.2 Verteilung der Passpunkte
Passpunkte sollten, wenn möglich, unbedingt gleichmäßig über die ganze Karte verteilt werden. Dadurch erreicht man die besten „Einpass”-Ergebnisse. Vermeiden sollte man, dass Passpunkte dicht beieinander liegen und nur einen kleinen Teil der zu georeferenzierten Fläche abdecken. Die unten stehende Abbildung 6-4 zeigt gute und schlechte Verteilungen auf.
Abbildung 6-4: Vergleich von unterschiedlicher Passpunktverteilung auf Karten
3. Methoden der Georeferenzierung (Transformationsverfahren)
Um Pixelkoordinaten in Projektionskoordinaten (Landeskoordinaten) umzuwandeln, benötigt man mathematische Formeln. Die Parameter für diese Formeln gewinnt man aus den Passpunkten. Für bestimmte Arten von Transformationen benötigt man unterschiedlich viele Passpunkte (siehe unten).
Hinweis: Es wird empfohlen, immer mehr Passpunkte zu verwenden, als es die Mindestanzahl vorschreibt.
Wichtige Transformationsmethoden sind:
Helmert-Transformation (Lineare Entzerrung) (siehe Abbildung 7-1 I):
- 2 Passpunkte werden benötigt.
- Die Entzerrung kann aus Translation (Parallelverschiebung) und einer einheitlichen Skalierung bestehen.
Affine Transformation (Lineare Entzerrung) (siehe Abbildung 7-1 II):
- Mindestens 3 Passpunkte sind nötig.
- Diese Entzerrung kann aus Translation, Rotation, Skalierung und Scherung bestehen. Die Skalierungen in x- und y-Richtungen können unterschiedlich sein.
- Gut geeignet für großmaßstäbige Karten oder Karten, die kaum Verzerrungen aufweisen.
Polynomiale Transformation (Nichtlineare Entzerrung) (siehe Abbildung 7-1 III):
- Mindestens 4 Passpunkte sind notwendig.
- Diese Entzerrung wird durch komplexe Polynom-Gleichungen beschrieben.
- Man kann sich das etwa so vorstellen: Auf einem elastischen Tuch versucht man die Passpunkte mit Hilfe von Stecknadeln an ihre richtige Position zu ziehen. Unter Umständen kann das zu ungleichmäßigen Verzerrungen führen, sofern die Passpunktauswahl ungünstig ausfällt.
- Das Ergebnis der Entzerrung wird gemittelt und auf die einzelnen Passpunkten verteilt.
Triangulation (Nichtlineare Entzerrung) (siehe Abbildung 7-1 III):
- Mindestens 5 Passpunkte werden benötigt.
- Hier kommen auch komplexe Gleichungen zur Anwendung.
- Der Unterschied zur polynomiale Entzerrung ist der, dass einzelne Punkte auf ihre exakte Position korrigiert werden können.
- Ein Nachteil ist, dass in Bereichen, wo wenige oder keine Referenzpunkte sind, nicht nachvollziehbare Verzerrungen und Verkrümmungen auftreten können. An Randbereichen von Karten kann man das gut feststellen.
Abbildung 7-1: Georeferenzierungsmethoden
Nach der Transformation muss die Rasterkarte noch neu berechnet werden. Man nennt diesen Vorgang Resampling. Dabei wird jeder Pixel der Karte neu berechnet. Da Ergebnis ist eine georeferenzierte Datei, die in einem Navigationsprogramm weiter verwendet werden kann.
Übliche Bildformate sind:
- GeoTiff in Form von zwei Dateien. Die Datei „Name.tif” steht in Verbindung mit einer externen ASCII-Datei Name.tfw. In der tfw-Datei (World-Datei) stehen Informationen über Lage und Größe der Pixel.
- GeoTiff in Form von nur einer Datei „Name.tif”. Hier stehen alle Pixelinformationen in einem internen Header. Zusätzlich sind da auch noch Transformationsinformationen enthalten.
- Das Format PNG besteht auch aus zwei Dateien. „Name.png” und die dazugehörige Worlddatei Name.pgw.
- Ebenso das Format JPG. Besteht aus den Dateien „Name.jpg” und „Name.jgw”.
4. Programme, mit denen man Karten georeferenzieren kann
GIS-Programme (GIS = Geografisches Informationssystem) sind in der Regel sehr gut geeignet, Georeferenzierungen durchzuführen. Ebenso gut geeignet sind Programme, die in der Fernerkundung oder Photogrammetrie Anwendung finden. Namhafte Vertreter dieser Branchen sind die Firmen
- ESRI (GIS-Technik) und
- ERDAS (Fernerkundung und Photogrammetrie)
Sofern man „nur” Karten scannen und für die Anwendung in Navigationsprogramme georeferenzieren möchte, sind die oben genannten Systeme eigentlich zu umfangreich und auch zu teuer.
Im Bereich der Freien GIS Software (FreeGIS) gibt es zunehmend immer mehr kostenfreie Geoinformationssysteme, die sich auch mit dem Thema „Georeferenzierung” beschäftigen. Die Systeme GRASS und gvSIG sollten hier erwähnt werden. Sie sind sehr umfangreich und werden ständig weiterentwickelt.
Spezialprogramme, die sich hauptsächlich mit der Georeferenzierung und der Transformationen beschäftigen, gibt es auch, zum Beispiel:
- WGEO (GIS-Tool) von DHI-Wasy GmbH und
- Geographic Transformer von Blue Marble Geographics
Ein weiteres „GIS-Tool” ist der Global Mapper von der gleichnamigen Firma aus den USA. Das Programm ist weit umfassend und preiswert. Eine kleine Zusammenstellung, was das Programm alles kann:
- Karten georeferenzieren und transformieren.
- Fungiert als Viewer für Raster-, Vektor-, Höhendaten und Satellitenbilder.
- Es können Geländemodelle/3D-Modelle erstellt werden.
- Verarbeitet enorm viele Datenformate aus den Bereichen GIS, Fernerkundung, Kartografie, etc.
- Man hat Bild-/Rasterbearbeitungsmöglichkeiten.
- Verfügt über eine ganze Reihe von GIS-Funktionalitäten.
Hinweis zu dem Georeferenzierungsmodul des Global Mappers:
- Man kann auf eine große Anzahl von vordefinierten Projektionseinstellungen zurückgreifen.
- Sie haben die Wahl von unterschiedlichen Georeferenzierungsmethoden (siehe auch Kapitel 3).
- Sie haben umfangreiche Möglichkeiten, die georeferenzierten Karten zu exportieren.
Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zu den eigentlichen Navigationsprogrammen. Die sollen ja letztendlich die digitalen Rasterdaten beinhalten. Die bekanntesten Navigationsprogramme/GPS-Planungsprogramme sind:
- Touratech QV oder auch TTQV (deutsches Programm)
- Fugawi (Canada)
- Ozi Explorer (Australien)
- CompeGPS (Spanien)
Das weitverbreitete Programm von Touratech (TTQV) ist sehr leistungsstark und bietet umfangreiche Möglichkeiten, nicht nur in der Navigationsplanung.
- Viele Kartenformate werden unterstützt.
- Dem Programm ist eine umfangreiche, professionelle Datenbank integriert.
- Der Viewer kann Raster-, Vektor-, Höhendaten und Satellitenbilder anzeigen.
- Digitales Kartenmaterial von vielen Fremdanbietern können eingebunden werden.
- Einbinden können Sie auch Ihre eigenen georeferenzierten Karten.
- Sofern Rasterkarten nicht georeferenziert sind, besteht die Möglichkeit, diese selbst zu kalibrieren.
Neben allen notwendigen Karteninformationen setzt eine Kalibrierung auch ein gewisses Maß an Fachwissen voraus.
5. Service für das Georeferenzieren von Karten
Möchten Sie Ihre Karten georeferenziert weiterverwenden?
Wir unterbreiten Ihnen gern ein attraktives Angebot.
merkartor • Kartographie- und Scanstudio
Telefon: +49 7222 1681482
E-Mail: info@merkartor.de
6. Fazit
Die hier behandelten Themen sind recht komplex, deshalb sind bei der praktischen Umsetzung auch viel Erfahrung und Know How notwendig. Schon beim Scannen von Karten müssen einige Faktoren (Auflösung, Dateigröße, Qualität, usw.) berücksichtigt werden, die sich auf die Weiterverarbeitung auswirken.
Gedruckte Karten weisen häufig Verzerrungen auf, zum einen durch herstellungsbedingter Fehler und Papierverzug, zum anderen durch die Projektionsverzerrungen.
Hat man genügend Karteninformationen über Projektion und Kartennetz, so können mit der Georeferenzierung Verzerrungen gut reduziert werden.
Leider kommt es nur selten vor, dass alle notwendigen Kartendaten vorhanden sind. Karteninformationen werden aus den verschiedensten Gründen oftmals nicht oder nur teilweise vom den Kartenhersteller preisgegeben. Gelegentlich kommt es auch vor, dass die aufgedruckten Karteninformationen fehlerhaft sind. Das Ergebnis der Georeferenzierung ist dann leider auch fehlerhaft.
Der oben verfasste Leitfaden „Landkarten scannen und georeferenzieren" dient Ihnen zur Information und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit bzw. Korrektheit.
Sofern Sie aber Fehler entdecken oder Anmerkungen zu den Texten haben, würde es mich freuen, wenn Sie mir diese mitteilen.
© Michael Merk • merkartor • Kartographie- und Scanstudio
Telefon: +49 7222 1681482
E-Mail: info@merkartor.de
Inhaltsverzeichnis
1. Was läuft beim Scannen von Landkarten im Detail ab?
2. Welche Geräte eignen sich zum Scannen von Landkarten?
2.1 Scannen von ganz kleinen Karten
2.2 Scannen von Karten in gängigen Formaten (Großformat)
3. Welche Grundbegriffe werden beim Scannen und bei der Bildverarbeitung immer wieder verwendet?
3.1 Farbmodelle
3.2 Pixel/Farbtiefe
3.3 Indizierter Farbmodus/Farbtabelle
3.4 RGB-Farbmodus
3.5 CMYK-Farbmodus
3.6 Auflösung/dpi/Dateigröße
4. merkartor – Ihr Dienstleister für Großformatscans
Teil II Georeferenzieren von Landkarten
2. Was braucht man, bzw. was muss man wissen, um Karten georeferenzieren zu können?
2.1 Informationen über die zu georeferenzierende Karte
2.2 Bedeutung von Passpunkten allgemein
2.2.1 Anzahl der Passpunkte
2.2.2 Verteilung der Passpunkte
3. Methoden der Georeferenzierung (Transformationsverfahren)
4. Programme, mit denen man Karten georeferenzieren kann